Mittwoch, 22. Mai 2013

Tag 28

Dienstag, 07.05.2013


Strecke: Kildebjergsvej - Rejsbz - Esbjerg - Hjerting - Oksbøl - Henneby - Lønne - Nymindegab - Årbab / Nordsø-Camping

Länge: 136 km (ges. 2928 km)

Zuerst einmal wird heute morgen ein Missverstaendnis von gestern aufgeklaert. Per ist nicht aus Australien, er war mal im Urlaub dort. Das kommt davon wenn sich zwei Laender auf Englisch so aehnlich anhoeren (Austria, Australia) und sich dann zwei unterhalten, die Englisch nur fuer die notwendigste Verstaendigung verwenden. Mit Mike war die Unterhaltung nicht so leicht mit Per geht es heute morgen problemlos.


Die Strecke ist heute gleich deutlich besser. Die Strassen gut zu fahren, am Deich sind jetzt statt Schleusen Viehgitter am Boden, die einfach zum Ueberfahren sind - nur die lockeren Schotterstrecken bleiben mir erhalten. In Esbjerg werden dem Geldautomat erst mal Kronen entlockt. Das Brot ist beim Baecker ist teuer und es steckt nicht viel drin. Als Pause bietet sich ein Platz im Park mit Blick auf den Hafen an. Hebib spielt mit am Smartphone Sitar-Musik aus Iran vor und bietet mir so nebenbei einen Joint an - den ich dankend ablehne. Waehrend ich esse geniesst er seinen Joint...

"binnendeichs" - die Anzahl ist unglaublich... mal wieder!

Am Strand von Esbjerg



Fuer mich geht es erst am Strand und dann bei brennender Sonne durch Heide- und Duenenlandschaft. Obst und Gemuese kaufe ich in Oksbøl und fahre nach kurzer Rast durch die Duenenlandschaft mit Militaernutzung (Spuren der Kettenfahrzeuge sind omnipraesent) weiter. Es geht durch unzaehlige Orte, die nur aus Ferienhaeusern zu bestehen scheinen. Keine Chance auf Uebernachtung, also den naechsten Campingplatz anfahren. Das wird auch noch so ein Problem hier in Daenemark. Jeder Kuestenort scheint min. 1 Campingplatz zu haben und beim Fragen bei Privatpersonen - falls ich mal ausnahmsweise nicht in Ferienhaussiedlungen unterwegs bin - wird staendig darauf verwiesen.

Am Campingplatz angekommen erst mal die Klamotten weg und ab in die Nordsee - unglaeubige Blicke und anschliessende Fragen. So kalt ist die Nordsee nicht... Gekocht wird heute in der Gemeinschaftskueche. Mein einfaches Gericht wird erweitert mit 3 von Doris frisch zubereiteten Forellen, die ihr Mann Jens heute mit den beiden Enkeln (Lana und Niklas) gefangen hat. Dankeschoen!


Tag 29

Mittwoch, 08.05.2013


Strecke: Årbab / Nordsø-Camping - Hvide Sande - Sondervig - Husby - Thorsminde - Vrist - Thyborøn

Länge: 106 km (ges. 3034 km)

In der Nacht hat das Wetter umgeschlagen und es hat ordentlich geregnet. Mit den Moeglichkeiten am Campingplatz schaffe ich es, alles trocken einzupacken. Erstmal mit Regenzeug los... Es ist relativ warm und nur leichter Regen. Der Regen hoert jedoch bald auf und es nieselt nur noch ab und zu leicht.






Der Weg fuehrt mich durchs Landesinnere und Duenenlandschaft. Ich treffe Rupert und Christel und wir fahren gemeinsam bis Thorsminde. Die beiden leben in der Naehe vom Bodensee und haben im letzten Jahr den Nordseekuestenradweg in Deutschland erradelt und jetzt ist der daenische Teil zumindest bis Skagen an der Reihe. Wieder allein unterwegs wird es so richtig schoen. Eine spannende Nebelstimmung breitet sich aus und die Strecke fuehrt mich zur Trans-Kirke.




Diese Kirche liegt direkt an einer Steilkueste aus Sand und ist irgendwie ein ausgesuchter Ort der Stille. Ich verbringe Zeit in der schlicht gestalteten Kirche und an der Steilkueste bevor ich an dieser weiterfahre Richtung Thyborøn. Binnenwege fuehren scheinbar endlos im Nebel zwischen zwei grossen Gewaessern. So kann ich die Stimmung der Trans-Kirke noch ein wenig mitnehmen und wirken lassen.






In Thyborøn ist dann leider der Ort wie ausgestorben, bzw. treffe ich nur Urlauber an. Also wieder Campinglpatz. Wenn ich schon zahle, dann nutze ich wenigstens saemtliche Moeglichkeiten und beginne in der Kueche zu kochen und zu backen.




Spaeter sitze ich noch lang mit Xavier im Aufenthaltsraum. Er ist am Nordseekuestenradweg von Frederikshavn nach Sueden unterwegs -mit einer einfacheren Ausruestung und daher komplett durchnaesst hier angekommen, so dass er sich fuer ein Zimmer entschieden hat.

Tag 30

Donnerstag, 09.05.2013


Strecke: Thyborøn - Agger - Krik - Lodbjerg - Stenbjerg - Nørre Vorupør - Vangså - Hanstholm - Vigsjø - Bulbjerg

Länge: 108 km (ges. 3142 km)

Vorm Aufstehen mal wieder ein Regenguss. Trotzdem alles trocken verpackt - waehrend ich in Kueche und Aufenthaltsraum zum Fruehstueck nutze, trocknet im Unterstand mit kraeftigen Wind meine Ausruestung. Thyborøn verlasse ich mit der Faehre, die Sonne kommt durch und der Wind treibt mich noch vor der grossen Gruppe Rennradfahrer her, die mit mir uebergesetzt sind. Die Strecke zwischen den Seen ist super!



Heute wird generell sehr angenehm: Wasser oft zu beiden Seiten, Duenen-, Heidelandschaft und Kueste wechseln mit Landwirtschaftsflaechen und Kiefernwaelder. Dazu der starke Wind im Ruecken und Sonne pur.






Ich erreiche den Bulbjerg - den einzigen Vogelfelsen Daenemarks und gleich in der Naehe einen freien Biwakplatz. Insgesamt 7 Erwachsene und ein kleines Maedchen (vielleicht 2 Jahre alt?) duerfen heute hier geniessen. Die groessere Gruppe (4 + Kind) hat das Lagerfeuer bereits entfacht und beginnt zu kochen - Gemuesesuppe mit Krabben + Stockbrot, Pfannkuchen, Popkorn. Das Paerchen und ich kochen jeweils auf den eigenen Kochern. Fuer den Sonnenuntergang gehe ich noch zum Aussichtspunkt, bevor der Abend dann am Lagerfeuer mit den anderen gemeinsam ausklingt.

ein Platz zum wohlfuehlen...

alle machen es sich am Lagerfeuer gemuetlich!

und auch hier geht die Sonne unter ;-)

Tag 31

Freitag, 10.05.2013


Strecke: Bulbjerg - Thorup Strand - Slettestrand - Naehe Tranum - Blokhus - Løkken - Lønstrup - Naehe Tornby

Länge: 122 km (ges. 3264 km)

Angenehmes Aufstehen - meine erste Nacht im Wald. Die Sonne blinzelt durch die Aeste und verspricht einen schoenen Tag. Das Paerchen schlaeft noch und die anderen sind grad beim Fruehstueck, als ich bereits fertig zur Abfahrt bin. Kurze Verabschiedung und dann los.



Es laeuft heute trotz gutem Start nicht ganz rund. Die Strecke geht abwechslungsreich durch die Duenen. Die bereits gewohnten Ferienhaussiedlungen, Plantagenwaelder, Schotterwege, usw. Der Wind mal von der Seite, mal von vorn und selten von hinten.
Irgendwann nach einem Foto bemerke ich den losen Spanngurt am Gepaecktraeger - ok, wieder befestigt.. Da war doch was drauf!!! Geschirrtuch, Waschlappen, Handtuch, Zeltlappen (nutze ich um Zelt morgens zu trocknen) - alles unwichtig... Verdammt! Die Isolierjacke war auch dabei! Ok, ich fahre zurueck, egal wie weit. Noch habe ich keine Ahnung, wann der Spanngurt sich geloest hat. Es werden 10 km Rueckfahrt. Der Wind wird stark und ich fahre dagegen an bis zu den Unterstaenden, die ich bereits vorher gesehen habe. Luxusausfuehrung - gross, trocken, mit Feuerstelle, Feuerholz, Wasseranschluss, Bauwagen mit Gaestebuch, Ofen, etc. Ich entdecke im Gaestebuch den Eintrag von Julien aus den franzoesischen Alpen, der auch auf dem Weg zum Nordkap ist und gestern hier war. Waehrend des Aufenthalts am Unterstand hat es begonnen zu Regnen. Fuer mich ist das irgendwie ein Wendepunkt. Auf einmal bin ich voll motiviert, ich fahre gegen den Wind und lass den Regen an mich abprasseln. Der Schauer dauert auch nicht lang und es folgt ein besonderer Streckenabschnitt: ca. 12 km Fahrt am Strand, direkt am Wasser - ein Traum.







Etwas aufpassen nicht im Sand stecken zu bleiben - kein Problem, mit der derzeitigen Motivation kann ich einfach weiter in die Pedale treten! In Løkken treffe ich Erich Kapeller aus Leibnitz. Das kann doch wohl nicht sein. Wir haben besuchen beide die Fahrradklinik Hubmann in Leibnitz und Walter Hubmann hat mir vor der Tour schon des oefteren von Erich und seinen Radtouren quer durch Europa erzaehlt. Diesmal ist Erich in Amsterdam gestartet. Er nimmt nicht den direkten Kuestenradweg, da er diesen bereits kennt, und nimmt einen Weg durch die Orte um auch diese kennenzulernen. Von Nord-Daenemark aus will er dann den Ochsenweg nach Sueden nehmen, Moldau etc. Im Landesinneren hat er bereits Hagel erlebt und der Wind brind auch schon die naechste dunkle Wolkenfront. Waehrend er am Campinpplatz bleibt, an dem wir uns getroffen haben, mache ich mich wieder auf den Weg.



Durch ein faszinierendes Spiel aus tief-dunklen Wolken und wolkenlos blauem Himmel geht es fuer mich mit einem kurzen Schauer bis zu einem Unterstand in der Naehe von Tronby, den ich auf der GPS-Karte entdeckt habe.




Der umliegende Muell ist schnell eingesammelt und ich kann entspannt im sauberen Unterstand (Shelter bzw. "primitiv Lejeplats") kochen, essen und schlafen. Der Platz selbst ist auf einer grossen Wiesenflaeche im Wald - leider allerdings ohne den sonst ueblichen Wasseranschluss, der in Daenemark fast an saemtlichen Rastplaetzen zu finden ist. Zum Glueck habe ich immer ausreichen Trinkwasser im Gepaeck.




Tag 32


Samstag, 11.05.2013


Strecke: Naehe Tornby - Hirtshals - Skagen - Gremen - Skagen - Hulsig - Ålbæk

Länge: 95 km (ges. 3359 km)


Es ist angenehm im Shelter aufzuwachen. Kein Zelt einzupacken, keine Taufeuchtigkeit. Also geht es zeitig los und ich erreiche Hirtshals. Im Hafen legt grad eine Faehre Richtung Norwegen ab - es wird noch einige Zeit dauern, bis auch ich in Norwegen bin, da ich ja schliesslich den Nordseekuestenradweg fahren moechte. 

Hirtshals





Nach einem Einkauf geht es durch die sonnigen Duenen weiter. Kiefernduft liegt in der Luft und ab und zu verlasse ich die Radroute, um einen der vielen Abstecher zur Nordsee zu nehmen und die Natur auf mich wirken zu lassen. Die grossen Sandduenen reizen mich zudem und ich erklimme diese barfuss. 



Ein altes Muehlenhaus am Weg...

frei zugaenglich und mit...

einem Geocache versehen!




Durch Skagen fahre ich erstmal durch, da ich die Nordspitze Daenemarks sehen moechte. In Gremen ist dann richtig viel los - die Nordspitze ist ein beliebtes Ausflugsziel. Zu Fuss geht es weiter bis ganz zur Spitze, an dem Skagerat und Kattegat zusammenkommen. 




Mit Glueck bin ich vorm Schauer wieder am Fahrrad und nutze den Regenmoment zum Einkauf von Postkarten am Souveniershop. Die bekannte Strecke zurueck nach Skagen und vergeblich nach einem Internet-Cafe Ausschau halten. Ich entscheide mich zur Weiterfahrt nach Ålbæk und bleibe am dortigen Campinplatz. Hier habe ich zumindest am PC die Moeglichkeit mal den Blog zu aktualisieren. Leider ist die Verbindung sehr langsam, so dass ich es beim Text belasse. Zwischendurch kochen (Curryreis mit Butternusskuerbis) und dann Bettruhe - kaum liege ich, geht der naechste Schauer nieder. Die Schauer habe ich heute echt immer passend erwischt.

Tag 33


Sonntag, 12.05.2013


Strecke: Ålbæk - Frederikshavn - Sæby - Voerså - Aså - Hov - Hals - Egense - Dokkedal

Länge: 103 km (ges. 3462 km)


Waschtag! Die Sonne scheint und die Moeglichkeiten am Campingplatz gehoeren genutzt. Allerdings trocknen die Sachen ohne Wind kaum. 



Also hinten aufs Rad damit und los. Ist sowieso schon spaet, da ich mir fuers Fruehstueck parallel zum Trocknen der Waesche viel Zeit gelassen habe (ca. 1/2 kg Muesli zubereitet mit 1 L Milch). Es geht heute eintoenig mit Gegenwind an bzw. auf der Hauptstrasse entlang dem daenischen Ostkuestenradweg nach Sueden. 






Immer wieder Mini-Schauer - die Waesche ist laengst verpackt und muss spaeter fertig trocknen. Der laengste Schauer beginnt ausgerechnet mit meiner Mittagspause und endet auch mit dieser... Einkaufen beim Eurospar in Åsa: elektronische Preisschilder, elektronische Wechselgeldausgabe. Es folgt meine 7. Faehrueberfahrt von Hals nach Egense. Im Ort Dokkedal beginne ich nach Uebernachtungsmoeglichkeiten zu fragen. Die ersten beiden wollen mich zum Campingplatz zurueckschicken, an dem ich vor ca. 5 km absichtlich vorbei gefahren bin. Der dritte Befragte gibt dann den Super-Tip mit einem Shelter ganz in der Naehe. Mitten im Torfabbaugebiet, mit kleinem See und vielen Voegeln in der Umgebung. 

 

Tag 34


Montag, 13.05.2013


Strecke: Dokkedal - Bælum - Skelund - Hadsund - Havndal - Udbyhøj - Ingerslev - Store Sjørup - Lystrup - Fjellerup - Meilgaard - Bønnerup - Veggerslev - Grenå

Länge: 131 km (ges. 3593 km)


Wolkenloser Himmel und ein schoener Sonnenaufgang - so begruesst mich der Morgen bereits am 5.40 Uhr. Leider ist es auch sehr windig und der Wind bringt bereits zum Fruehstueck reichlich Wolken und laesst die Sonne verschwinden. Die Streckenfuehrung ist heute endlich zum ersten Mal am Ostkuestenradweg generell sehr schoen. Abseits der Hauptstrassen geht es im Zickzack durchs Huegelland. Leider kraeftiger Gegenwind und nach der ersten trockenen Fahrtstunde durchgehend Regen. 10 - 15 km/h auf ebener Strecke, 6- 10 km/h bei leichten Anstiegen mit Gegenwind. Bisher hatte ich ueber die Gesamtstrecke einen Schnitt von ca. 18 km/h - inkl. saemtlicher Schiebestrecken in Staedten etc. Moorlandschaft, Laub- und Nadelwaelder und kaum ebene Strecke. Einkaufen in Hadsund bei Aldi. Am Morgen entdecke ich noch einige Shelter und grosse Hoefe (eher Gutshaeuser, gut erhalten) saeumen den Weg. Fuer die letzte Faehre in Daenemark reichen meine daenischen Kronen nicht mehr - kein Problem, als einziger Passagier ueber den "Fjord" darf ich fuer 17 statt fuer 20 Kronen mitfahren! Ab morgen gilt dann sowieso eine andere Waehrung in Schweden und in Daenemark sollte ich den Rest mit Karte bezahlen koennen.

geschuetzt gegen den Regen...

kostenlose Faehrueberfahrt ;-)

zur Selbstbedienung werden in Daenemark ueberall Saecke mit Brennholz angeboten


Um 16:30 Uhr komme ich in Grenå an! Die Faehre geht allerdings erst um 1:00 Uhr nachts bzw. die naechste dann um 14:20 Uhr morgen. Da Grenå nicht so interessant ist und ich mir die Ankunft in Schweden am fruehen Morgen gut vorstellen kann, warte ich... Gebucht habe ich die Faehrueberfahrt fuer 34 € am Internetterminal der Bibliothek in Ort - statt fuer 54 € am Stena-Line-Schalter. Die Dame dort hat mich freundlicherweise auf den Preisunterschied aufmerksam gemacht.

Den Abend beginne ich mit einem Restaurantbesuch am Hafen. Normalerweise haette ich das "Hotel Crone" nie ausgewaehlt. Ein Autofahrer hat jedoch vor mir halt gemacht, weil er sich fuer mein Fahrrad interessiert und selbst auf der Suche nach einem guten Fahrrad ist. Er gibt mir gleich den Tip mit dem Restaurant, die ein besonders guenstiges Tagesgericht anbieten. Es ist reichlich Betrieb hier im Lokal, viele Arbeiter vom Hafen scheinen hier zu essen und das ist mal ein gutes Zeichen. Ich nehme natuerlich das Tagesgericht: Tomatensuppe (da wird gleich mal gefragt, ob ich noch Nachschlag moechte - sicher doch! - und es gibt einen zweiten gut gefuellten Teller) und Tortletts mit Huehnchen-Spargel-Ragout-Fuellung. Als Dessert goenne ich mir noch eine gute Portion Eispalatschinken, bevor das Lokal schliesst (Kueche von 17:30 Uhr bis 21:00 Uhr!) und ich im Wartebereich am Hafen auf die Abfahrt warte.......